Thomas Müntzer ist in Stolberg im Harz geboren. Sein Geburtshaus stand vor dem Saigerturm, genau gegenüber der Parkplatzausfahrt (siehe Bild).
Nach der letzten großen Schlacht des Bauernkrieges, am 15. Mai 1525 auf dem Schlachtenberg oberhalb von Bad Frankenhausenfand, wo die von Müntzer geführten Bauerhorden eine entscheidende Niederlage erlitten, wurde er gefangen genommen und am 27. Mai 1525 vor den Toren der Stadt Mühlhausen hingerichtet.
Eckpunkte seiner Vita
1489 | Geburt in Stolberg/Harz |
1506 | Studienbeginn in Leipzig |
1512 | Immatrikulation in Frankfurt (Oder) |
1513 | Kollaborator (Geistlicher Hilfslehrer) in Aschersleben und Halle |
1513/14 | Priester des Bistums Halberstadt, zeitweise in Braunschweig |
1516 | Propst im Kanonissenstift in Frose bei Aschersleben |
1517/1518 | Aufenthalt in Wittenberg |
1518 | Jüterbog |
1519 | Leipzig und Zisterzienserinnenkloster Beuditz bei Weißenfels |
1520-April 1521 | Prediger in Zwickau, |
Juni - November 1521 | Aufenthalt in Prag, mit dem Prager Manifest legt er sein erstes theologisches Zeugnis ab |
1522-1523 | Tätigkeit in Erfurt, Nordhausen, Glaucha |
Ostern 1522 | Müntzer predigt in Stolberg |
März 1523 | Pfarrstelle in Allstedt |
1523 | "Deutsches Kirchenamt" und "Deutsche Evangelische Messe", "Ordnung und Rechenschaft des Deutschen Amtes zu Allstedt", seine Liturgie lockt bis zu 2.000 Besucher an |
1523 | Heirat mit Otilie von Gersen, einer entflohenen Nonne |
18.07.1523 | Sendbrief an die Bürger zu Stolberg, in dem er vor unbefugtem Aufruhr warnt |
März 1524 | Brandstiftung der Marienkapelle in Mallerbach bei Allstedt mit anschließenden Unruhen |
18.6.1524 | Sendbrief von Martin Luther an die Fürsten zu Sachsen "wider den aufrührerischen Geist zu Allstedt" |
13.07.1524 | Fürstenpredigt zu Allstedt |
Juli/August 1524 | "Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens" |
7./8.8. 1524 | Müntzer verlässt Allstedt und geht nach Mühlhausen |
August/September 1524 | Antwort auf Martin Luthers Sendbrief: "Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Wittenberg", öffentliche und scharfe Abrechnung mit Luther |
Ende 1524 | Reise durch die Aufstandsgebiete im Süden des Reiches Basel, Klettgau, Hegau sowie Nürnberg |
Anfang 1525 | Rückkehr nach Mühlhausen |
26./27.4.1525 | Brief an die Allstedter Bürger und Mansfelder Bergknappen |
26.4.1525 | Auszug der Aufständischen aus Mühlhausen in das Eichsfeld |
10.5.1525 | Müntzer zieht nach Frankenhausen |
14.5.1525 | Erste Gefechte mit den fürstlichen Truppen |
15.5.1525 | Schlacht in Frankenhausen endet mit einer vernichtenden Niederlage der Aufständischen und der Gefangennahme Müntzers |
16.-23.5.1525 | Gefangenschaft, Verhör und Folter auf Schloss Heldrungen |
17.5.1525 | Bekenntnis und Brief an die Mühlhäuser |
27.5.1525 | Hinrichtung in Mühlhausen |
Ein zeitgenössisches Bild von Müntzer ist nicht überliefert. Die allgemein bekannte Darstellung stammt aus einer erst 80 Jahre nach seinem Tod entstandenen Ketzerchronik. Christoph van Sichem schuf 1608 einen Kupferstich, der allerdings anhand Qualität und Beschriftung Anlass zu der Vermutung gibt, es habe eine künstlerisch wertvolle Vorlage für dieses Bild gegeben. Gestützt wird diese These durch den Aufenthalt Müntzers in Nürnberg im Herbst 1524, wo er möglicherweise mit einem der "drei gottlosen Maler" (Barthel Beham, Sebald Beham, Georg Pencz) zusammentraf.
Möglich wäre auch eine Urheberschaft von Hans Holbein d.J., der Müntzer zum Ende des Jahres 1524 in Basel getroffen haben könnte. Wie so vieles im Leben Müntzers muss aber auch diese Geschichte eine Vermutung bleiben.
Es gibt außerdem in Johann Lichtenbergers "Phropheceien und Weissagungen" (um 1527) ein Bild mit der Aufschrift "Dieser Prophet sihet dem Thomas Müntzer gleich", der Dargestellte trägt jedoch kaum individuelle Züge.
Auch nach 500 Jahren ist Thomas Müntzer nach wie vor umstritten. Die Skala reicht von bedingungsloser Befürwortung bis zu ebensolcher Ablehnung, einschließlich aller Zwischenstufen. Wer sich selbst eine Meinung bilden will, tut gut daran, zunächst alles zu vergessen, was er jemals über Thomas Müntzer gehört oder gar in der Schule gelernt haben mag. Man muss sich mit seiner und der Theologie Martin Luthers auseinandersetzen, um sich der Person Thomas Müntzers wirklich nähern zu können. Aber auch das kann nicht dazu führen, dass er jemals einheitlich bewertet würde.
Ich habe mich bemüht, alle Seiten so sachlich wie möglich zu halten, nur die Fakten aufzuzählen und mich jeder Wertung zu enthalten. Dazu habe ich mich auf die unten in der Literaturliste aufgezählten Werke gestützt, die in ihrer unterschiedlichen Ausrichtung - Vogler von der spät marxistischen Position und Elliger mit "bürgerlicher" Geschichtsauffassung - gut geeignet sind, das ganze ernstzunehmende Spektrum zu erschließen. Insbesondere Elliger gibt theologischen Betrachtungen äußerst viel Raum, was das Buch gleichermaßen empfehlenswert wie schwierig (für den theologischen Laien) zu lesen macht.
Quelle: Mario Bolte / Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e.V.